Ärztetag Bremen – Tooor!

Ein Kommentar von Hans-Werner Bertelsen

Drei Mal ist Bremer Recht! Auf wunderbare Weise hat sich dieses Sprichwort, das in Bremen jeder kennt, auf dem 126. Deutsche Ärztetag bestätigt. Nachdem 2019 die Bremer Weiterbildungsordnung um die Scheintherapie erleichtert und im März 2022 mit der Streichung aller damit verknüpften Selektivverträge die Abrechenbarkeit gestoppt wurde, hat nun ein Antrag eines Bremer Delegierten für die Streichung der als „Homöopathie“ bezeichneten, in vielen Bundesländern längst aus der Weiterbildungsordnung verbannten Form der „Therapie“ auch in der Muster-Weiterbildungsordnung (MWBO) gesorgt.

Durch intensive und von Konstruktivität und Veränderungswillen geprägte Gespräche wurde dieses wichtige Etappenziel erreicht. Zusammen mit der Bremer Ärztekammer freuen wir uns sehr über diesen, von sportlichem Geist und Beharrlichkeit getragenen Erfolg.

Mit diesem Hattrick schließt sich für den Münsteraner Kreis ein weiteres wichtiges Kapitel im Einsatz für eine wissenschaftsorientierte Versorgung. Der Hattrick sollte aber auch eine Steilvorlage für die Legislative sein: Die explizite Herausnahme der „Besonderen Therapierichtungen“ aus dem üblichen, wissenschaftlich fundierten Zulassungsprozess darf nicht länger politisch geduldet werden. Die notwendigen Gesetzesänderungen sind längst vorbereitet und warten auf das „Go“ eines entscheidungswilligen Gesundheitsministers. 

Es ist gut, dass mit dem Beschluss des Ärztetages auch den „Big Playern“ der Kassen, wie Barmer und Techniker Krankenkasse, ein mehr als deutliches Zeichen gesendet wird, ihre Direktverträge mit dem Deutschen Zentralverein homöopatischer Ärzte (DZVhÄ) schleunigst zu kündigen. Für die homöopathisch tätigen MedizinerInnen heißt es, sich endlich der Realität zu stellen und eine weitere Fremd- und Selbsttäuschung künftig zu vermeiden. 

Die Sprechende Medizin im GKV-Bereich darf nicht länger mit Esoterik verknüpft sein, um als ärztliche Leistung abrechenbar zu sein. Konstruktive Vorschläge existieren hierzu seit vielen Jahren: Eine auskömmlich dotierte, sich an den betriebswirtschaftlichen Realitäten orientierende „Intensivberatung“ etwa bei Tumorerkrankung, Verdacht auf Depressionen und Polymorbidität kann hier helfen, den Nachfragedruck in Richtung Scharlatanerie zu drosseln.