Wie moderne akademische Medizin ‚tickt‘ und warum ihre Grundprinzipien mit sogenannter Komplementär- und Alternativmedizin (KAM) unvereinbar sind: Darüber möchte der Münsteraner Kreis seit seiner Gründung vor einigen Jahren informieren. Das neue Münsteraner Memorandum Wissenschaftsorientierte Medizin sagt hierzu im Kern:
Schulmedizin, wie die an den Universitäten gelehrte Medizin häufig genannt wird, hat einen doppelten Anspruch: Sie will die Erfolgsaussichten ihrer Behandlungskonzepte nach bestem wissenschaftlichen Kenntnisstand erklären und sie empirisch belegen können. Weil sie diesem Ideal immer nur näherungsweise genügen kann, ist für sie das Etikett der wissenschaftsorientierten Medizin (WOM) angemessen. Seit ihren Anfängen vor etwa 200 Jahren war WOM immer auch unterschiedlichen Anfeindungen ausgesetzt. Auch Corona-Leugnung, Impfgegnerschaft und Wissenschaftsskepsis gehen oft mit radikaler WOM-Kritik einher. Deren ‚Ansteckungsgefahr‘ möchte das Memorandum Aufklärung entgegenstellen.
Medizin geht es darum, individuellen Kranken zu helfen sowie Krankheiten durch Prävention vorzubeugen. Um in diesem Sinne möglichst patientendienlich zu sein, muss sie am ‚Krankenbett‘, menschlich-zugewandt, das jeweils beste Wissen nutzen. Damit ist sie heute erheblich erfolgreicher als früher, auch wenn es noch immer viele schlecht behandelbare Krankheiten gibt. Neben individuellen Patient:innen muss die Medizin auch das Wohlergehen der gesamten Bevölkerung oder bestimmter Gruppen im Auge haben. Dabei stehen Public-Health-Maßnahmen in politisch egalitären Gesellschaften nicht im Widerspruch zu einer Individual-Perspektive: Zumeist nützen Public-Health-Maßnahmen auch den einzelnen Mitgliedern des Kollektivs. Unstrittig ist, dass für die Entwicklung bevölkerungsbezogener Interventionen, wie jetzt der Impfkampagnen, immer auch ethische und rechtliche Abwägungen erforderlich sind.
Zu diesem Memorandum ist auch ein Beitrag in der FAZ erschienen.